Musikkapelle Nüsttal überzeugt beim 18. Kirchenkonzert
NÜSTTAL - Der Begriff „Tradition“ wird in der heutigen Zeit viel zu schnell für bestimmte Ereignisse und Veranstaltungen gebraucht, doch trifft er auf das Kirchenkonzert der Musikkapelle Nüsttal, das dieses Jahr zum 18. Mal stattfand, vollkommen zu.
Der Abend wurde mit dem Stück „Andante religioso“, einer originalen Komposition für Blasorchester im romantischen Gewand, aus der Feder des jungen Komponisten Thiemo Kraas eröffnet. Dieser schrieb es ursprünglich für ein Holzbläserensemble und orchestrierte es später für Blasorchester um. Dem Orchester, unter bewährter Leitung ihres langjährigen Dirigenten Martin Genßler, gelang es überzeugend, das ruhige und klangvolle Werk in der Pfarrkirche St. Peter und Paul zum Leben zu erwecken. Mit der „Sonate in F-Dur“ sprang das 45-köpfige Orchester danach 350 Jahre in der Musikgeschichte zurück, denn die Komposition stammte von einem der bekanntesten Komponisten der Barockzeit – Georg Philipp Telemann. Im Anschluß begeisterte Nicole Aha an der Solo-Querflöte mit „Andante in C-Dur“ von Wolfgang Amadeus Mozart, wobei sie vom Orchester begleitet wurde.
Viel Applaus ernteten auch zwei Blechbläserensemble, die aus jungen und talentierten Nachwuchsmusikern bestanden. Das erste Ensemble, das sich aus Philipp Flügel, Elisabeth Balzer (Trompete), Sophia Schäfer (Horn) und Niklas Aha (Bariton) zusammensetzte, interpretierten eine Suite aus Renaissance-Tänzen von Pierre Attaignat und die Stücke „Salvation Hymn“ und „Gospel Shout“ aus den „Jazz Preludes“ von Michael Short. Auch die zweite Gruppierung, diesmal mit Florian Hüfner, Andreas Krause an der Trompete, Florian Färber am Horn und Philipp Berger (Posaune) brachte zwei Werke aus unterschiedlichen musikalischen Epochen zu Gehör: Zum einem „In modo religioso, op. 38“ des russischen Romantikers Alexander Glasunow und die „Canzon Prima la Spirita“ des Italieners Giovanni Gabrieli, einem frühbarocken Komponisten, der in Venedig wirkte und noch heute wegen der sogenannten „Venezianischen Mehrchörigkeit“ bekannt ist, einer Technik, die letztlich im „konzertierenden Prinzip“ mündete und eine der musikalischen Formen des Barock gewesen ist.
Auch das vhs-Nachwuchsblasorchester MaNü begeisterte das Publikum in der vollbesetzten Kirche mit drei Werken aus verschieden Stilepochen. Sie begannen mit „Ricercar del quinto tuono“ aus der Feder des ebenfalls aus Italien stammendem Komponisten Pierluigi da Palestrina gefolgt von einer Bearbeitung des „Air pathetique“ aus dem zweiten Klavierkonzert von Ludwig van Beethoven. Dass das Nachwuchsorchester auch jazzen kann, bewies es mit ihrem letzten Beitrag, dem Spiritual „Go down, Moses“, welcher eigens von Martin Genßler arrangiert wurde, der dem Song mittels kleiner Variation und swingender Passagen neues Leben einhauchte.
Einen Sprung in die Spätromantik wagte ein Klarinettenchor, der als Projekt zwischen den Vereinen „Musikkapelle Nüsttal“ und „Bläserchor Tonica Mackenzell e.V.“ entstanden ist. Sie brachten gekonnt „Nimrod“ aus den Enigma-Variationen des britischen Komponisten Edward Elgar zu Gehör, der zu einer neuen Generation britischer Komponisten des 20. Jahrhunderts gehörte, die wieder versuchten, nach einer langen Zeit des stockenden britischen Konzertlebens in England, eine nationale Musik zu komponieren. Die „Nimrod-Variationen“ wird als ein Paradewerk dieser neuen Welle britischer Musik angesehen. Im zweiten Stück „Luim“ von Peter Benoit zeigten Caroline Meyer und Yannik Helm an den Solo-Klarinetten ihre Virtuosität.
Danach brillierte Patrick Weber an der Trompete mit der „Sonata“ von Henry Purcell. Weber studiert gegenwärtig in Darmstadt Trompete und wurde gekonnt von Martin Genßler an der Orgel begleitet. Nach diesem Reigen an unterschiedlichsten Ensembles nahm als letzter Programmpunkt erneut die Musikkapelle Nüsttal Platz ein. Sie begannen mit dem Gospel „Nobody know’s the trouble I’ve seen“, bei dem das Saxophon-Register, bestehend aus Nathalie Aha, Pia-Maria-Sauer, Sandra Seng, Elke Jonas und Marion Frohnapfel, in den Mittelpunkt gestellt wurde. Auch beim zweiten Stück stand das Saxophon solistisch im Vordergrund, diesmal allerdings eine einzelne Musikerin: Nathalie Aha konnte bei dem spiritualartigen Stück „Come Sunday“ des Amerikaners Duke Ellington, viel Applaus ernten. Den Abschluss dieses rundum gelungenen Konzertes bildete die beeindruckende und mächtige „Toccata in c-moll“ von Girolamo Frescobaldi.
Die Zuschauer bezeugten ihr Gefallen durch anhaltenden Applaus. Die eingegangenen Spenden von insgesamt 618 € gehen, wie in jedem Jahr, an die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“.
Die Bilder zum Kirchenkonzert sind hier zu finden: Bilder Kirchenkonzert 24.11.2013